Geheime Dienste by Klaus-Dietmar Henke

Geheime Dienste by Klaus-Dietmar Henke

Autor:Klaus-Dietmar Henke
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ch. Links Verlag
veröffentlicht: 2017-12-31T16:00:00+00:00


3. Der Kampf gegen den Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz – Otto John: »Feind«

Pullachs Machtanspruch und Einflussnahme

Neben Gerhard Graf von Schwerin und Friedrich Wilhelm Heinz räumte Reinhard Gehlen Otto John, dem ersten Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, einen prominenten Platz in der Galerie seiner Rivalen, Gegner und Feinde ein.382 War Heinz ein sehr ernst zu nehmender Konkurrent auf dem angestammten Terrain des Gehlen-Dienstes gewesen, so war Johns Behörde auf einem benachbarten Feld tätig, auf dem sich »Dr. Schneider« seit Jahren tummelte und das er nach wie vor als ein Terrain betrachtete, auf dem die Claims noch nicht endgültig abgesteckt waren. Seine Vorstellungen von einem kombinierten Inlands- und Auslandsnachrichtendienst unter seiner Leitung hatte der »Doktor« mit Gründung des BfV jedenfalls nicht zu den Akten gelegt. Ähnlich wie von dem NS-Gegner Heinz trennten ihn auch von dem Widerstandskämpfer Otto John Welten. Auch bei der Unterminierung dieses Konkurrenten blieb »Utility« seinen Methoden treu.

Nachdem die Alliierte Hohe Kommission die Berufung Gehlens zum Verfassungsschutzpräsidenten vereitelt hatte, stellte sich in Pullach die Frage, wie die führende Rolle des Gehlen-Dienstes in der als »Spionageabwehr« firmierenden innenpolitischen Ausforschung behauptet werden konnte. Ende Juni 1950 erörterte Gehlens Emissär in politicis, Hans von Lossow, die Lage mit den beiden überaus rührigen Mitarbeitern Hasso Viebig und Alfred Gielen, die, wie dargestellt, über einen engen Draht zu dem für Innere Sicherheit verantwortlichen Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern verfügten. Ausgangspunkt der Unterredung war »die bestehende III-Arbeit der Org. und die im Entstehen begriffene des Bundes«, welcher noch über keinen Spionageabwehr/Gegenspionage-Apparat verfüge – der Wunsch nach »umfassender Orientierung ist jedoch allgemein und dringend«.383 Eine Zusammenarbeit mit dem Bundesamt hänge nach dem Scheitern der ursprünglichen Pläne »von der Person des Leiters und damit von seiner politischen Sauberkeit ab«. Möglicherweise übernehme Viebigs Schwager, Ministerialdirektor Egidi, diese Funktion, doch sogar dann bleibe »unverändert die Frage nach der Sauberkeit, d. h. nach dem stellvertretenden Leiter, der die eigentliche Arbeit macht«.

Das Innenministerium sei davon überzeugt, dass der Gehlen-Dienst in der Spionageabwehr und der Gegenspionage »sehr stark« sei (obgleich immer wieder versucht werde, ihn als einen reinen Apparat der Militäraufklärung hinzustellen). Da die Mittel des BfV beträchtlich seien, sodass die Organisation Gehlen über kurz oder lang ausgestochen werden würde, müsse schnell gehandelt und nach Möglichkeit ein entsprechendes »Arbeitsabkommen« mit dem BMI geschlossen werden. Der »III-Apparat« des Gehlen-Dienstes sei zu erhalten und der Bundesregierung anzubieten, seine Arbeitsergebnisse »dem Bund zur Verfügung zu stellen«. Für diesen Service seien allerdings Bedingungen zu stellen: Mit dem Einverständnis der Amerikaner »bewahrt« der Dienst seinen eigenen Apparat, er bestimmt die Mitarbeiter und führt die V-Leute, gibt dem Bund jedoch keinen Einblick in das Personal; er wertet die Aufklärungsergebnisse selbständig aus und kann einzelne Berichte mit Sperrvermerken versehen. Für diese Informationsleistung müsse die Regierung eine gewisse Finanzierung bereitstellen. »Auf die Überführung des III-Apparates der Org auf den Bund wird auch dann verzichtet, wenn der stellvertretende Leiter des Amtes für Verfassungsschutz oder der Abteilung III Mitarbeiter der Org sein sollte.« Das waren weitreichende Gedankenspiele, in denen sich bereits die bald formulierte Bitte des Kanzlers und Globkes abzeichnete, der Gehlen-Dienst möge bei entsprechenden Aufklärungswünschen der Regierung Hilfestellung leisten.



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